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  • AutorenbildJulian Maly

Weg mit dem Headhunter Klischee

Aktualisiert: 29. Mai 2023

Der zurückgelehnte, investigative Ausfrager. Unnahbar, kühl und wortkarg. Das Klischee des Headhunters der Old Economy taugt definitiv nicht zur Beschreibung, wie wir unseren Beruf verstehen und heute leben. Und das nicht erst seit die Business Networks, die zunehmend digitalen Prozesse und der Flaschenhals am Kandidatenmarkt einen Wandel – oder besser gesagt eine Normalisierung – des Verhältnisses zwischen Arbeitgeber und Kandidaten de facto erzwingen.


Für mich persönlich war schon davor klar, dass Augenhöhe, Respekt und Wertschätzung sowie Informationsgleichheit wesentliche Erfolgsrezepte sowohl im klassischen Recruiting als auch in der Direktansprache darstellen. Eine dem Menschen zugewandte, positive Grundhaltung macht es nicht nur einfacher als Botschafter der Employer Brand des Auftraggebers zu agieren. Sie verbessert auch die Qualität der Screenings und Entscheidungen.


Was bedeutet das in der Praxis für mich konkret, welche Leitlinien gelten für uns in der Kommunikation und Servicierung potentieller Kandidaten?

  • Schaffe eine positive Atmosphäre und du wirst dafür mit Offenheit und Authentizität belohnt.

  • Informiere transparent und beziehe das Selbstbild und die Einschätzung eines potentiellen Fits durch den Kandidaten in deine Entscheidung mit ein.

  • Kommuniziere direkt und signalisiere damit Respekt für dein Gegenüber. Dies wird sich in Weiterempfehlungen und einer Vergrößerung des Netzwerkes bemerkbar machen.

  • Sei humorvoll und menschlich – das bereichert nicht nur die Teamatmosphäre, sondern auch deine eigene Zufriedenheit.

  • Achte auf möglichst zeitnahes Feedback mit dem Bewusstsein, dass niemand gerne im Ungewissen ist.

  • Mach keinen Druck, sondern gib Raum für Nachdenkprozesse. Die langfristige Qualität der Besetzungen wird für dich sprechen.

  • Nimm deine Verantwortung als vertraulicher Makler wahr, indem du auch für Kandidaten als Sparringspartner zur Verfügung stehst. Hilf bei der Abwägung von Vor- und Nachteilen eines Jobwechsels.


Wir haben durch unsere Erfahrung in unzähligen verschiedenst konfigurierten Projekten zwar umfangreiche Expertise für Arbeits- und Kandidatenmärkte aufgebaut und sind auch stolz auf unsere Erfolge in der Personalsuche und -auswahl. Wir sind aber in unseren Einschätzungen bei weitem nicht frei von Fehlern, blinden Flecken oder subjektiver Wahrnehmung. Sich dieses Bewusstsein stets vor Augen zu halten ist ein ganz wesentlicher Aspekt, um sich laufend zu verbessern. Wir können in Entscheidungsprozessen die Rahmenbedingungen herstellen, in der Priorisierung von Anforderungen unterstützen, unsere „Menschenkenntnis“ in die Waagschale werfen, Acht geben auf das richtige Timing, Prozessschritte wie Assessments, Tests oder Business Cases einziehen. Und wenn es gefragt ist, trauen wir uns auch zu, eine Prognose abzugeben, wie gut der Fit zwischen Kandidat und Unternehmen sein wird bzw. wie realistisch es ist, für gewisse Profile überhaupt Idealkandidaten auffinden und begeistern zu können.

Letztendlich sind wir uns allerdings darüber im Klaren, dass wir mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten und menschliche Interaktionen, insb. in komplexen Systemen wie modernen Unternehmen, nur sehr begrenzt vorhersagbar sind.

Mit dieser Demut im Gepäck zu agieren, bringt einen enormen Vorteil, nicht nur in der Kandidatenansprache, sondern auch im Verhältnis zu langjährigen Auftraggebern. Und nicht zuletzt stärkt es unsere Resilienz im Umgang mit Misserfolg. Denn mit diesem gut umzugehen ist ein wesentlicher Baustein für lebenslanges, praktisches Lernen.




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